Wir beginnen im Herzen der Stadt. Am Marienplatz.
Euer 1. Standort:
Zwischen der Rolltrepe der U-Bahn und dem Reiterstandbild von Prinzregent Luitpold
Hintergründe und Baugeschichte
Unsere Stadtführung beginnt am Marienplatz, dem pulsierenden Herzen der Stadt München. Hier befindet sich das imposante Neue Rathaus mit seiner genialen Architektur und Geschichte und einem Glockenspiel, dass täglich zahlreiche Besucher anzieht.
Das Neue Rathaus in München ist ein Meisterwerk der neugotischen Baukunst und ein lebendiges Zeugnis der Stadtentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. In seinen Mauern spiegelt sich der Wandel Münchens von der mittelalterlichen Handelsstadt zur modernen Metropole. Die Bauabschnitte, die architektonischen Details und die Symbolkraft des Gebäudes machen das Rathaus zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder Stadtführung und zu einem Ort, an dem sich Geschichte und Gegenwart auf einzigartige Weise begegnen. Wer das Neue Rathaus besucht, taucht ein in die faszinierende Welt der Münchner Stadtgeschichte und erlebt ein Bauwerk, das seit Generationen das Gesicht der Stadt prägt.
Das Neue Rathaus ist außerdem ein herausragendes Beispiel für die Neugotik, einen Architekturstil, der im 19. Jahrhundert eine Renaissance erlebte. Die Neugotik orientierte sich an den Formen und Motiven der mittelalterlichen Gotik, setzte sie jedoch mit modernen Baumethoden und Materialien um. Typisch für den Stil sind spitze Türme, hohe Spitzbogenfenster, filigrane Maßwerke sowie ein reiches Figurenschmuckprogramm.
Die Fassade des Neuen Rathauses ist von einer Vielzahl an Ornamenten und Skulpturen geprägt. Über 100 Steinfiguren – darunter bayerische Herzöge, Könige, Heilige und Allegorien – schmücken die Außenwände und erzählen von der Geschichte und dem Selbstverständnis der Stadt. Die hohen, spitz zulaufenden Giebel, die Wasserspeier und die Fialen (kleine Ziertürmchen) verleihen dem Gebäude eine vertikale, fast himmelstrebende Ausstrahlung. Besonders markant ist der 85 Meter hohe Rathausturm, der mit seiner Uhr und dem berühmten Glockenspiel zum Wahrzeichen Münchens geworden ist.
Wer hat das neue Rathaus gebaut?
Im Jahr 1867 wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den der junge, talentierte Architekt Georg von Hauberrisser für sich entschied. Hauberrisser stammte aus Österreich. Seine Pläne überzeugten durch die harmonische Verbindung von Funktionalität und ästhetischem Anspruch im neugotischen Stil, der damals in ganz Europa als Rückbesinnung auf mittelalterliche Werte und Formen galt.
Die Grundsteinlegung für das Neue Rathaus erfolgte im Jahr 1867 an der Nordseite des Marienplatzes – übrigens genau am Namenstag und Geburtstag von Ludwig II. – am 25. August. Er regierte zu der Zeit als König in Bayern. Insgesamt gab es drei Bauphasen, die Georg von Hauberisser begleiten konnte. Es wurde von Beginn an auf hochwertige Baumaterialien gesetzt: Der helle Kalkstein aus dem Altmühltal verleiht dem Bau bis heute seine freundliche, einladende Ausstrahlung. Die Bauarbeiten waren geprägt von handwerklicher Präzision und dem Streben nach einer detailreichen, repräsentativen Gestaltung, die dem neuen Selbstbewusstsein Münchens Ausdruck verlieh. Die Einweihung des Rathauses erfolgte unter der Regentscaft von Prinzregent Luitpold, dessen Reiterstandbild in der Mitte des Rathauses zu sehen ist.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde das Rathaus mehrfach modernisiert und den Erfordernissen der Zeit angepasst, ohne dabei seinen historischen Charakter zu verlieren. Besonders nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg legte man großen Wert auf eine originalgetreue Wiederherstellung der Fassaden und Innenräume, sodass das Rathaus heute in neuem Glanz erstrahlt und weiterhin als Sitz des Oberbürgermeisters und der Stadtverwaltung dient.
