6 – Leben bei Wilhelm V. und warum eigentlich St. Michael

Was waren das für Zeiten?

Ab dem frühen 16. Jahrhundert setzte die sogenannte „Kleine Eiszeit“ ein, ein Klimawechsel, der eine wirtschaftliche Krise auslöste, da die Ernteerträge zurückgingen und die Getreidepreise anstiegen.

Bis 1620 wuchs zudem die Bevölkerung weiter, was zur Verbreitung von Hunger beitrug.

Auch das Herrscherhaus war von dieser prekären wirtschaftlichen Situation stark betroffen: Albrecht V. begann mit dem Bau der Residenz, sodass bei Wilhelm V.s Regierungsantritt im Jahr 1579 bereits ein Schuldenstand von einer Million Gulden bestand, der bis 1588 auf 1,9 Millionen Gulden anwuchs.

Aufgrund weiterer Verbindlichkeiten in Höhe von 800.000 Gulden musste Wilhelm V. im Jahr 1597 abdanken.

Warum eigentlich St. Michael und kein anderer Heiliger für Wilhelms Kirche?

Namensgeber der Kirche ist der Erzengel Michael.
Wilhelm V., der Gründer der Jesuitenkirche, wurde am 29. September 1548, dem Festtag von Michael, geboren und verehrte diesen Engel sein Leben lang.

Michaels Kampf gegen den Drachen symbolisiert den ewigen Konflikt zwischen Gut und Böse – ein kämpferisches Glaubensbild, wie Wilhelm V. es in seiner Zeit verstand.

Das Motiv des siegreichen Erzengels Michael über den Drachen prägt die Fassade der Kirche. Die Bronzegruppe schuf Gerhard im Jahr 1588 und platzierte sie zwischen den bei den Eingangsportalen.

Auch im Inneren begegnet dem Besucher dieses Bild: Im Triumphbogen des Hochaltars leuchtet das Meisterwerk von Christoph Schwarz (1587/88).

Sowohl an der Kirchenfassade als auch am Hochaltar wird Michaels kämpferische Figur unter Jesus Christus gestellt, der als barmherziger Weltenheiland dargestellt wird.

Christus thront an der Spitze und hält nicht das Schwert, sondern segnet mit erhobener Hand.