9 – St. Michael Innen

Gehen wir in den Innenraum

Beim Betreten der Kirche verspürt man die feierliche Atmosphäre, die im 16. Jahrhundert den Glanz der bayerischen Herrscher widerspiegelte.

Im Inneren bestaunen wir die prachtvolle Ausstattung, die das religiöse Selbstverständnis und den künstlerischen Eifer jener Zeit dokumentiert.

Rundgang

Der Rundgang beginnt mit einem Blick von Innen an die Aussenmauer der soeben betrachteten Fassade:

1 – Das Christuskind mit der Weltkugel

Das Christuskind mit der Weltkugel über der Sonnenscheibe und dem Namen Jesu (IHS) markiert den Eingang.

Für Christen ist Jesus „der Weg“ (Joh 14,6) und offenbart das Geheimnis der Welt.

Sein Lebensweg bildet die zentrale Achse der Kirche: vom Kind unter der Empore über den Gekreuzigten im Kirchenschiff bis zum Weltenrichter am Hochaltar.

2 – Weihwasserbecken mit Engel

Ein aus Bronze gegossener Engel (Hubert Gerhard, 1596) mit dem Weihwasserbecken erinnert den Besucher an die Taufe. Durch das Sakrament der Taufe sind Christen hineingenommen in das Gottesverhältnis Jesu und werden zu Gliedern am Leib Christi, der Kirche.

3 – Leidensweg Jesu (Terrakotafiguren an den Wänden)

Im Gewände rechts und links stehen in zwei Reihen übereinander mächtige Terrakotta- Figuren, Engel, die Leidenswerkzeuge in Händen halten.

– Schwamm, Leiter, Kreuz, …

Sie markieren wie in einer Triumphstraße den Leidensweg Jesu.

Zwei betende Engel

– mittig in der obersten Reihe – und ein Schutzengel, in seiner Hand eine andere haltend – oben rechts vor dem Querhaus – zeigen, dass Jesus auf seinem schweren Weg behütet war.

Jesu Glaubsweg ist exemplarisch für jeden Menschen.

4 – Kreuz mit der knienden Maria Magdalena

Der unverletzte, makellos schöne Leib Christi ist nach den letzten Zeichnungen Michelangelos gestaltet. Er bringt im Tod bereits die Überwindung von Leid und Tod zum Ausdruck. Zu ihm aufblickend feiert die Gemeinde in der Heiligen Messe das Mahl mit dem Auferstandenen. Maria Magdalena ist Sinnbild der gläubigen, erlösungsbedürftigen Seele. Sie sucht die persönliche Verbindung zum Erlöser.

5 – Bedeutung der 7 Treppenstufen zum Chor

Die Anzahl der Stufen zum Chor beträgt 7 – sie stehen für die 7 Sakramente der katholischen Kirche:

– Taufe: Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen.

– Firmung: Stärkung durch den Heiligen Geist.

– Eucharistie: Das gemeinsame Mahl als Gedächtnis an Jesus Christus.

– Buße (Beichte): Vergebung der Sünden.

– Krankensalbung: Heilung und Stärkung für kranke und sterbende Menschen.

– Ehe: Besiegelung der Gemeinschaft zwischen Mann und Frau.

– Weihe: Übernahme von Verantwortung durch die Priesterweihe.

6 – Hochaltar

Der Hochaltar, entworfen von Wendel Dietrich (1588), weist schon auf die mächtigen Barockaltäre des 17. u. 18. Jh. hin.

Er ist in drei Stockwerken aufgebaut.

Auf dem Altartisch unten steht – entsprechend den Vorschriften des Konzils von Trient (1563) – der Tabernakel. Er bezeichnet das »Zelt Gottes unter den Menschen«.
Ursprünglich füllte er die ganze Nische aus. Der jetzige Tabernakel stammt aus einer neueren Zeit.

Das »Tor zum Himmel« über dem Tabernakel zeigt den Patron der Kirche, den Erzengel Michael. Er überwindet mit dem Kreuzstab den Gegenspieler Luzifer (Lichtträger), der dem Erzengel noch entfernt gleicht. Doch bei ihm haben sich die Fingernägel zu Krallen (Habsucht) ausgewachsen, manche Haare haben Schlangenform (Lüge), aus der Stirn wachsen Hörner und aus dem Mund kommt ein Feuerschwall (Gewalt), seine Beine sind breit gespreizt (Genusssucht) und hinter seinem Kopf nimmt der linke Flügel die Form eines Hahnenkamms an (Stolz).

Diese Haltungen müssen abstürzen. Michael schreitet souverän über den Widersacher hinweg. Sein Name »Wer ist wie Gott« lässt ihn zum wahren Lichtträger werden. Michael steht für den kosmischen Sieg des Lichtes über alle Finsternis. Dieses Altarbild, eine neuzeitliche Interpretation des Michaelsmythos, gilt als Meisterwerk von Christoph Schwarz (1587/88).

Ganz oben, an der Spitze des Hochaltars, erscheint Jesus als wiederkommen
-der, segnender Weltenrichter. Über ihm erstrahlt die Sonne mit den griechischen Anfangsbuchstaben seines Namens (IHS).

Die Christusfigur und der gesamte Hochaltar sind umgeben von himmlischen Mächten, großen Engeln und kleineren Engeln.